Ein genussvoller Spaziergang durch Marrakesch

Marrakesch Jemaa El-Fna

Marrakesch ist ein Fest für alle Sinne, vor allem aber für die Geruchs- und Geschmacksnerven. Ich möchte euch gerne mitnehmen auf einen Streifzug durch die verwinkelten Gassen und Suqs der Medina.

Riad Amin

Jedem Marrakesch-Reisenden kann ich nur dringend ans Herz legen, in einem Riad in der Medina, der Altstadt von Marrakesch, zu wohnen. Es gibt unzählige wunderschön restaurierte alte Stadthäuser, die eine neue Verwendung als Boutiquehotel gefunden haben. Der Riad Amin ist eines dieser kleinen Hotels, und wir waren auf Anhieb begeistert von unserer Unterkunft.

Eine große Dachterrasse bietet auf mehreren Ebenen genug Platz für alle Gäste und auch das Frühstück wird hier oben serviert. Der Riad liegt am Platz vor der Moulay El Yazid Moschee und ist meiner Meinung nach ein idealer Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden. Zu Fuß erreicht man nach einem ca. 20-minütigen Spaziergang den Jemaa El-Fna.

 

Jemaa El-Fna

Der Jemaa El-Fna, der Platz der Gehängten, ist wohl einer der berühmtesten und zugleich faszinierendsten Plätze der Welt. Ich könnte stundenlang von einem Terrassencafé aus dem bunten Treiben zusehen. Tagsüber findet man auf dem Platz unzählige Stände die frischen Orangensaft und Obst anbieten. Außerdem gibt es hier ein riesiges Angebot an Nüssen, Datteln, Feigen und anderen Trockenfrüchten.

Am späten Nachmittag wird mit dem Aufbau der Essensstände begonnen, die jeden Tag aufs Neue Scharen an Einheimischen und Touristen verköstigen. Fladenbrot wird in rauen Mengen angeliefert und die Grillmeister breiten ihre Holzkohle vor. Rauch steigt über den kleinen Garküchen auf dem Platz auf und der Geruch von gegrilltem Fleisch liegt in der Luft. Bei Sonnenuntergang finden sich dann die ersten hungrigen Gäste an den Ständen ein.

Bereits am ersten Abend beschlossen wir, mutig und experimentierfreudig zu sein und am Jemaa El-Fna zu essen. Nachdem wir uns einen Überblick über das Angebot verschafft hatten, ließen wir uns bei Stand Nr. 55 nieder und wurden sofort vom „Chef des Hauses“ freundlich begrüßt. Natürlich mussten wir die gemischten gegrillten Fleischspieße probieren und auch Tanjia, der Klassiker der Marrakesch-Küche wurde sofort geordert. Dabei handelt es sich um einen aromatischen Eintopf aus Lammfleisch, eingelegten Zitronen und Knoblauch, der in einer Tonkaraffe, der Tanjia, gegart wird.

Eines meiner absoluten Lieblingsgerichte der marokkanischen Küche ist Tajine mit Kefta, Faschiertem, das in einer würzigen Tomatensauce geschmort wird. Dazu gibt es wie immer Fladenbrot, einfach köstlich!

Da wir so zufrieden mit der Qualität des Essens und der bemühten Bedienung waren, kamen mir am Abend darauf wieder zu Stand Nr. 55 zurück. Und am Abend danach wieder! So wurden wir während unseres Aufenthalts in Marrakesch zu Stammgästen – einmal Nr. 55, immer Nr. 55.

Rahba Kedima

Neben dem Jemaa El-Fna gibt es noch weitere Plätze in der Medina von Marrakesch, die sehenswert sind. Auf dem kleinen Marktplatz Rahba Kedima stampfen Frauen Hennapulver und bieten bunte geflochtene Körbe, Hüte und Taschen an. Von der Dachterrasse des Café des Epices hat man einen wunderschönen Blick und kann die Frauen bei der Arbeit beobachten.

Medina

Die Medina ist das alte Stadtzentrum von Marrakesch. An allen Ecken wird hier frisches Obst und Gemüse feilgeboten. Erdbeeren, Orangen, Artischocken und Kaktusfeigen hatten gerade Saison und wurden auf Wägen durch die Medina gekarrt.

Kleine Garküchen und Essensstände findet man allerorts in Marrakesch. Man hat das Gefühl, dass die Marokkaner besonders gerne kleine Snacks zwischendurch einnehmen. Schon am Vormittag werden die Tajines, kegelförmige Tontöpfe, für das Mittagessen in die heiße Kohle gestellt und es köchelt vor sich hin.

Mellah

Im ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt, Mellah genannt, befindet sich ein besonders schöner Gewürzmarkt. Wir betreten den Suq über den Eingang am Place des Ferblantiers. Unser Stadtführer Ben erzählte uns, dass der Mellah Suq mithilfe von Spenden der internationalen jüdischen Gemeinschaft kürzlich von Grund auf restauriert worden war. Dementsprechend sauber und ordentlich präsentiert sich dieser Markt heute seinen Besuchern. Wir besuchten die Mellah am frühen Morgen, als noch wenige Touristen unterwegs waren und die Händler in aller Ruhe die hervorragende Qualität ihrer Gewürzmischungen, Tees und Heilmittelchen anpreisen konnten. Die bekannte marokkanische Gewürzmischung Ras El-Hanut zum Beispiel besteht aus bis zu 30 verschiedenen Gewürzsorten und wird in der nordafrikanischen Küche sehr oft für Couscous und Fleischgerichte verwendet.

Malerisch türmen die Händler die Gewürze vor ihren Geschäften auf, um so Kunden anzulocken. Auf Anraten unseres Guides Ben kaufen wir unsere Gewürze dann aber doch lieber hygienisch abgepackt in der Herboristerie Bab Agnou, einem Kräutergeschäft, in das er uns führte.

Zu Besuch bei den Berbern

Der obligatorische Kamelritt durch die Wüste durfte natürlich bei unserem Marokko Trip nicht fehlen und so verbrachten wir einen Nachmittag lang auf dem Rücken eines Wüstenschiffes, für mich eine eher schmerzhafte Erfahrung. Auf halber Strecke machten wir in einem kleinen Berberdorf Rast und wurden dort mit Minztee und „Berberpalatschinken“ verköstigt.

Der unvergleichliche Geschmack des marokkanischen Tees entsteht durch die Nana-Minze, einer besonders aromatischen Pfefferminzart. Die Zubereitung des Tees wird zelebriert. Traditionsgemäß bekommt jeder drei Gläser des köstlich süßen Getränks, das in großem Bogen aus der Kanne gegossen wird. Das erste Glas ist süß wie die Liebe, das zweite hart wie das Leben und das dritte bitter wie der Tod, so besagt ein arabisches Sprichwort.

Cafés und Restaurants –  Meine Empfehlungen

Als ich vor über 10 Jahren das letzte Mal in Marrakesch war, war die touristische Infrastruktur der Stadt bei weitem noch nicht so ausgebaut wie heute. Doch ich war positiv überrascht und erleichtert, dass sich die Stadt dadurch nicht zum Schlechten verändert hat. Viel mehr war ich erstaunt über die zahlreichen charmanten Cafés und Restaurants, die es nun in der Medina gibt und die zu einer Pause während der Stadtbesichtigung einladen.

 

Gleich neben unserem Riad liegt das Café Kasbah. Die Dachterrasse ist eine Oase der Ruhe und Erholung. Mit wunderschönem Blick auf die Dächer des Königspalastes und die benachbarte Moulay El Yazid Moschee sitzt man auf der Dachterrasse und Wassersprühnebel sorgt für angenehme Erfrischung.

 

Das Café Clock ist eine Mischung aus Kunstgalerie, Kochschule und Restaurant. Leider hatte ich diesmal nicht genug Zeit um an einem Kochkurs teilzunehmen, doch bei meinem nächsten Besuch in Marrakesch will ich das unbedingt nachholen.

 

Vom Café des Epices aus hat man einen tollen Blick hinunter auf den Platz der Korbflechter, Rahba Kedima, und die Dächer der Medina bis hin zur Koutoubia Moschee. Bei einer Kanne Minztee kann man zum Klang der Stimme der berühmten arabischen Sängerin Fairuz die Seele baumeln lassen und der Hektik der Suqs für eine Weile entfliehen.

 

Was mich an Marrakesch besonders begeistert, sind die wunderschönen Farben, die einem allerorts ins Auge stechen. Für mich ist es eine der faszinierendsten und lebendigsten Städte der Welt und ich werde mit Sicherheit noch oft hierher zurückkommen, denn es gibt immer noch unbekannte Ecken der Medina zu erkunden und Köstlichkeiten der marokkanischen Küche zu probieren.

Marrakesch
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7 Antworten

  1. Hey Angelika,

    das ist ja ein super interessanter Bericht mit tollen Bildern. Ich bin eher zufällig darauf gestoßen, weil ich im Mai selber für ein paar Tage in Marrakesch sein werde. Daher stöbere ich nun besonders gerne auf deinem Blog herum, denn ich liebe Märkte und alles was mit leckerem Essen zu tun hat 🙂 Gerne also mehr von solchen Berichten 😀

    Besten Gruß
    Henrik von Fernweh-Koch
    Fernweh-Koch bei Pinterest

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